Kanülenwechsel: Notfallsituationen meistern

Auch bei sorgsamer Beachtung aller Regeln und Empfehlungen für den Kanülenwechsel bei Tracheostomiepatienten kann es im Versorgungsalltag zu unerwarteten Situationen kommen. Für die folgenden Problemstellungen möchten wir Ihnen praktische Hinweise geben, damit Sie sie besser bewältigen können.

Diese und weitere Hinweise für medizinisches Fachpersonal finden Sie in unserer Informationsbroschüre Kanülenwechsel bei Tracheostomie – Informationen für Anwender.

 

Wie verhalte ich mich bei Hustenreiz?

Husten kann jederzeit spontan oder nach einer Manipulation, z. B. Absaugen, Kanülenwechsel/Innenkanülenwechsel oder Stomapflege, auftreten. Husten ist ein natürlicher Reflex und dient der Reinigung der Atemwege. Bei einem heftigen Hustenanfall sollte man beruhigend auf den Patienten einwirken und auf keinen Fall am Tracheostoma hantieren. Anschließend behutsam die Kanüle absaugen oder die Innenkanüle wechseln.

Man muss abklären, ob der Patient erkältet ist oder ob sogar eine Bronchitis/Pneumonie in Frage kommt.
Hustet der Patient beim Kanülenwechsel, wird der Wechselvorgang angehalten, die Hustenattacke abgewartet und bei der nächsten Inspiration vorsichtig die Kanüle in die endgültige Position vorgeschoben.

Zuletzt sollte die neue Kanüle sofort nach dem Einsetzen mit einem Kanülenband fixiert werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie durch den Hustenanfall wieder herausgepresst wird.


Wie verhalte ich mich bei Blutungen?

Spontane, minimale Blutungen können durch den Kanülenwechsel oder beim endotrachealen Absaugvorgang ausgelöst werden, da die Schleimhäute der Trachea sehr empfindlich sind. Diese leichten Blutungen sistieren in den meisten Fällen von selbst, spätestens nach dem Wiedereinsatz der geblockten Kanüle oder ein paar Minuten nach dem kompletten Kanülenwechsel.

Sollte dies aber öfter auftreten, so ist der Arzt zu verständigen. Es könnte sich auch um ein Problem der Schleimhaut handeln, wenn diese ausgetrocknet ist und sich kleine Fissuren oder Borken gebildet haben. In diesem Fall ist auf eine ausreichende Befeuchtung der Trachea mittels künstlicher Nasen, Inhalationen und Schutztüchern zu achten!

Selten kommt es zu wirklich starken Blutungen, z. B. durch das Abscheren von intrastomalen Granulomen. In diesem Fall ist die Blockung zu kontrollieren und gegebenenfalls nachzublocken sowie der Notarzt zu verständigen.

Den Patienten zwischenzeitlich beobachten, beruhigen und absaugen.


Wie verhalte ich mich bei Erbrechen?

Erbrechen während eines Kanülenwechsel ist eine sehr ernste Komplikation, die nicht unterschätzt werden darf. Sollte der Patient vor dem Kanülenwechsel erbrechen, muss schnellstens abgesaugt werden. Dabei ist es wichtig, auch über die Kanülenspitze hinaus tief in der Trachea abzusaugen. Auf jeden Fall ist der Cuffdruck zu überprüfen, ggf. muss nachgeblockt werden. Bei einer ungeblockten Kanüle ist sicherzustellen, dass das meiste Sekret abgesaugt werden konnte.

Gute Hinweise auf eine mögliche Aspiration gibt die Messung der O2-Sättigung mittels eines Pulsoxymeters. Sollten klinische Anzeichen wie Dyspnoe, Zyanose, Unruhe und Sättigungsabfall zu beobachten sein, ist die Verständigung eines Notarztes sowie eine sofortige Bronchoskopie indiziert.

Wichtig ist es, den Patienten zu beruhigen und selbst Ruhe zu bewahren.


Was mache ich, wenn die Kanüle verstopft ist?

Schleimpfropfen, Sekret und Borken sind meistens die Auslöser für eine verstopfte Kanüle. Trägt der Patient eine zweiteilige Kanüle, wird die Innenkanüle gewechselt und die Gefahr einer Hypoxie ist vorüber. Ist der Patient in der Lage abzuhusten, so wird er es beim Fremdkörpergefühl von sich aus tun, der Pfropfen wird dann spontan ausgeworfen.

Bei einer einteiligen Versorgung muss man versuchen, den Fremdkörper abzusaugen. In den meisten Fällen ist damit das Problem gelöst. Trägt der Patient eine geblockte einteilige Kanüle und ist das Lumen schon so stark verlegt, dass er über massive Luftnot klagt, muss sofort ein kompletter Kanülenwechsel erfolgen.

Ist dies nicht möglich, hilft nur noch das Entblocken der Kanüle, damit der Patient an der entblockten Kanüle entlang Luft holen kann.
Selbstverständlich ist in diesem Fall sofort ein Notarzt zu verständigen.